Petitionsübergabe im Rahmen der Justizminister:innenkonferenz am 10. November

Nach unserem gerichtlichen Container-Verfahren bis vor das Bundesverfassungsgericht und unserer öffentlichen Kampagne, ist die Petitionsübergabe unser letzter Schritt, um unsere Forderungen an die Politik heranzutragen. Wir möchten Sie gerne zur Übergabe der Unterschriften am 10. November im Rahmen der Justizminister:innenkonferenz in Berlin einladen. Gemeinsam mit fast 190.000 Menschen fordern wir einen Wegwerfstopp für Supermärkte und die Entkriminalisierung des Containerns. Bisher hat uns allein der bayerische Justizminister und Gastgeber der Konferenz Georg Eisenreich zugesagt.

Wir sind enttäuscht, bis jetzt keine Rückmeldung vom Bundesjustizminister Marco Buschmann erhalten zu haben. Bereits im ersten Quartal dieses Jahres sind wir mit dem Bundesjustizministerium in Kontakt getreten und haben noch vor der Sommerpause für das konkrete Datum am 10. November angefragt. Weitere E-Mails und zahlreiche Anrufe blieben ohne Antwort. Wir wissen nicht mehr, was wir noch tun können, um dem fast 190.000 Unterschriften schweren Anliegen politische Aufmerksamkeit zu verschaffen.

Mit der Aussicht auf eine Aussetzung der Strafverfolgung als Übergangslösung haben wir die Justizminister:innen der Länder ebenfalls eingeladen. Unserer Einladung ist bisher nur Georg Eisenreich nachgekommen. Auf die Möglichkeit der Übergangslösung machte uns nicht zuletzt Staatssekretärin Silvia Bender aufmerksam, als sie stellvertretend für Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir im September unsere Petition entgegennahm.

Silvia Bender sicherte uns noch für dieses Jahr eine signifikante Kurskorrektur für den Handel zu – entweder durch einen Wegwerfstopp oder durch andere wirksame Maßnahmen. Dazu sollte bis zum Datum der Herbstjustizminister:innenkonferenz eine Auswertung der durch das Agrarministerium einberufenen Dialogforen veröffentlicht werden. Bisher haben uns noch keine Neuigkeiten erreicht, was uns befürchten lässt: Die Politik nimmt unser Anliegen nicht ernst genug.

Wir können nur wiederholen: Die Eindämmung der Lebensmittelverschwendung ist eine der wirkungsvollsten Maßnahmen gegen den Klimawandel. Gleichzeitig verschärft sich die Lebensmittelversorgung in Deutschland und weltweit durch die aktuellen Krisen. Im Gegensatz dazu werden keine Mühen gescheut Lebensmittel in der Tonne zu verteidigen. Wir fordern eine langfristige Lösung zur Entkriminalisierung des Containerns durch eine Gesetzesänderung. Es kann nicht sein, dass die Weiterverwendung von Lebensmitteln strafrechtlich verfolgt wird, während die Verschwendung geduldet wird. 

Nach unseren Erfahrungen im Austausch mit den Ministerien haben wir Zweifel, dass unser Anliegen in guten Händen ist. Stößt eine Petition mit 190.000 Unterschriften bei der Politik auf taube Ohren? Was müssen wir tun, um gehört zu werden? Wir fragen uns: Reicht es, noch freundlich zu bleiben? Ist es da noch verwunderlich, wenn manche Aktivist:innen zu radikaleren Mitteln greifen? Wir hoffen sehr darauf, positiv überrascht zu werden. Wir hoffen nicht nur, dass Marco Buschmann doch noch die Petition persönlich entgegennimmt, sondern auch, dass der Wandel in der Gesellschaft auch von Politiker:innen mitgetragen wird. Die Kriminalisierung des Containerns ist gesellschaftlich unerwünscht[i] und die Zeit für einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln drängt!

Wir laden Sie herzlich zur Berichterstattung der Petitionsübergabe am 10. November ein. Vor dem Eingang der bayerischen Vertretung in Berlin (Behrenstraße 21/22) beginnen wir um 15:30 Uhr mit einer Kundgebung gemeinsam mit WeAct und Unterstützer:innen. Die Petitionsübergabe an Georg Eisenreich ist für 16 Uhr geplant. Im Anschluss stehen wir Ihnen gerne für Interviews und Fragen zur Verfügung.


[i] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1126022/umfrage/legalisierung-von-containern-in-deutschland/

Erstes Resümee zur Übergabe von 190.000 Unterschriften bei der Agrarminister:innenkonferenz in Quedlinburg am 14. September

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 14. September haben wir, Caro & Franzi, unsere Petition stellvertretend für Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir an Staatssekretärin Silvia Bender und Staatssekretär Gert Zender zum Auftakt der Agrarminister:innenkonferenz in Quedlinburg übergeben. Mit dem Gewicht von rund 190.000 Unterschriften in den Händen zeigten die Staatssekretär:innen im Gespräch Möglichkeiten für einen Wegwerfstopp für Supermärkte und die Entkriminalisierung des Containerns auf. Unterdessen bereiten wir uns auf die Übergabe an Bundesjustizminister Marco Buschmann im November vor.

Foto: K. Löffelbein/Campact; mehr Fotos unter diesem Link

Während der Aktion am vergangenen Mittwoch, bei der wir durch Weact und Unterstützer:innen aus dem Quedlinburger Umland begleitet wurden, stand unsere Forderung des Wegwerfstopps für Supermärkte im Fokus. Noch genießbare Lebensmittel sollen zum Verzehr an Menschen weitergegeben werden. Im gleichen Schritt müssen Organisationen wie die Tafel oder auch neue Verteilstrukturen gefördert und ausgebaut werden.

Ob durch einen Wegwerfstopp bald keine Lebensmittel in den Müllcontainern zu finden sind, ist noch ungewiss. Im Jahr 2019 fiel der Entschluss, in partizipativer Form an Maßnahmen zur Halbierung der Lebensmittelverschwendung zu arbeiten. Die Ergebnisse aus den sogenannten Dialogforen, unter anderem dem des Einzelhandels, lägen noch nicht vor, erklärte uns Bender. Sie sicherte uns zu, dass in den kommenden Wochen, spätestens bis zum Datum der Justizminister:innenkonferenz, Ergebnisse vorlägen, sodass es noch in diesem Jahr eine signifikante Kurskorrektur zur Halbierung der Lebensmittelverschwendung im Handel geben werde.

Ein Termin zur Übergabe an den Mit-Adressaten Marco Buschmann steht noch nicht fest. Unser Hauptaugenmerk wird auf der Forderung der Entkriminalisierung des Containerns liegen. Hierzu machte das Agrarministerium Anfang diesen Jahres bekannt, bereits im Austausch mit dem Justizministerium zu stehen. Staatssekretärin Bender hob die Einstellung der Strafverfolgung von Containern durch die Länder als Übergangslösung hervor, hierfür werde die Regierung auf ein Einvernehmen der Vertreter:innen der Länder hinarbeiten. Stichtag sei die Bund-Länder-Konferenz im März 2023. Auch eine Änderung des Strafgesetzbuches, wie durch das Bundesverfassungsgericht in seiner Entscheidung zu unserem Container-Fall erwähnt, steht im Raum.

Diesen Wandel brauchen wir dringend. Unser Umgang mit Müll nimmt in Zeiten des Klimawandels und zunehmender Ressourcenknappheit einen überlebenswichtigen Stellenwert ein. Während wir in Europa die Auswirkungen zu spüren beginnen, zeigt sich das Ausmaß unserer Ressourcenverschwendung in vielen Teilen der Welt um einiges deutlicher. Systematische Müllreduktion ist ein unabdingbarer und machbarer Schritt. Zugleich weist uns die Komplexität des Lebensmittelsystems darauf hin, dass unbürokratische und spontane Vermeidung der Verschwendung, wie durch das  Containern möglich sein muss. Über den praktischen Nutzen hinaus, würde es ein wichtiges Zeichen setzen und zwar: dass wir als Gesellschaft den Wert von Lebensmitteln schätzen, anstatt den Schutz von Eigentum an „Lebensmittelmüll“ hochzuhalten.

Bei unserer Übergabe anlässlich der Herbstjustizminister:innenkonferenz werden es 200.001 Unterschriften sein – so hoffen wir. Herr Minister Marco Buschmann, auch Sie sind bei der Entkriminalisierung des Containerns gefordert, denn eine (Straf-)Gesetzbuchänderung ist, wie Staatssekretärin Bender formulierte, ein „hartes Brett“. Um dem derzeitigen Missstand möglichst schnell Abhilfe zu schaffen, ist der nächste nötige Schritt, die Vertreter:innen der Länder, einschließlich der Justizminister:innen bis zum März zu überzeugen, für eine „vorläufige“ Straffreiheit des Containerns einzustehen.

Wir werden Sie sobald wie möglich, über einen Termin zur Übergabe an den Bundesjustizminister Marco Buschmann informieren.

Bilder von der Petitionsübergabe am 14. September von Kai Löffelbein/campact (CC BY-NC 2.0) finden Sie unter folgendem Link: https://www.flickr.com/photos/campact/albums/72177720302083835/with/52357498355/

Kontakt zum Fotografen: mail@kailoeffelbein.com

Einladung zur Petitionsübergabe am 14.9. in Quedlinburg

wie bereits angekündigt möchten wir, Caro & Franzi, die Forderungen unserer Petition „Containern ist kein Verbrechen“ im Rahmen der Agrarminister:innenkonferenz Cem Özdemir übergeben. Mit rund 190.000 Unterschriften im Gepäck reisen wir am 14. September nach Quedlinburg und fordern einen Wegwerfstopp für Supermärkte und die Entkriminalisierung des Containerns.

Mit Blick auf die kalte Jahreszeit sind Menschen mit der Frage konfrontiert: „Können wir uns das noch leisten?“ –  Wohnen, Strom, Gas, und dann noch der Gang in den Supermarkt. Die Schlangen vor den Tafeln verlängern sich. Lebensmittel, die immer noch in die Tonnen wandern, können ganz offensichtlich gut gebraucht werden – von Tafelkund:innen und Menschen, die containern.  

Bei den Ausgabestellen der Tafeln ist im Angebot, was verschwendet und gespendet wurde. Menschen, die sich leisten können, im Supermarkt einzukaufen, fällt auf, dass immer mehr Regale leer stehen. Russlands Angriffskrieg in der Ukraine hat uns gezeigt, wie fragil globale Versorgungsketten sind. Nach der verheerenden Dürre in Europa kommt es zunehmend zu Einbrüchen der landwirtschaftlichen Erträge. Ernährungssicherheit ist nicht mehr nur eine Problemstellung im globalen Süden und Krisengebieten, sondern hat auch Europa erreicht. Ist es nun nahe genug für uns, um zu realisieren, dass wir Lebensmittel nicht verschwenden dürfen? Vielleicht wird uns jetzt klar, wie wichtig die gerechte Verteilung von Lebensmitteln ist.

Kann der Planet die derzeit knapp 8 Milliarden Menschen noch tragen – und auch noch zukünftige Generationen? Lebensmittelverschwendung jedenfalls ist untragbar. Spätestens seit den neuesten Prognosen des Weltklimarates muss diese eindeutige Ressourcenverschwendung auf allen Instanzen die Alarmglocken erschrillen lassen: Denn noch immer wird ein Drittel der Lebensmittel in Deutschland verschwendet. Noch immer dürfen Supermärkte genießbare Lebensmittel in rauen Mengen in die Tonne werfen. Noch immer ist Containern strafbar.

Herr Minister Cem Özdemir, setzen Sie der Verschwendung von genießbaren Lebensmitteln im Handel ein Ende und verabschieden Sie einen Gesetzesentwurf zum Wegwerfstopp für Supermärkte. Noch genießbare Lebensmittel sollen verpflichtend an gemeinnützige Verteilstrukturen, wie z.B. die Tafeln weitergegeben werden.  Wir fordern Sie dazu auf, gemeinsam mit Justizminister Marco Buschmann, dem zweiten Adressaten der Petition,  Containern zu entkriminalisieren – denn es ist nicht gerecht, wenn die Verschwendung straflos bleibt und Lebensmittelrettung zum Verbrechen wird!

Wir laden herzlich zur Kundgebung und Petitionsübergabe am 14. September ab 12 Uhr in der Markstraße 4 in Quedlinburg ein. Stellvertretend für Herr Minister Cem Özdemir wird die Staatssekretärin Silvia Bender gemeinsam mit Staatssekretär Gert Zender die Petition um 13 Uhr entgegennehmen. Im nächsten Schritt möchten wir die Petition an Justizminister Marco im Rahmen der  Justizminister:innenkonferenz im November übergeben.

Für Rückfragen und Interviews stehen wir und das weact-Team gerne zur Verfügung. Für juristische Fragen wird auch unser Anwalt Max Malkus vor Ort sein.

Caro & Franzi

öffentlicher Brief – Anfrage zur Petitionsübergabe an Cem Özdemir und Marco Buschmann zu den Herbstministerkonferenzen

In Form eines offenen Briefes fordern wir die Minister Cem Özdemir und Marco Buschmann erneut dazu auf, unsere Petition „Containern ist kein Verbrechen! – Wir fordern eine Gesetzesänderung!“ entgegenzunehmen. Über 180.000 Menschen fordern mit uns einen Wegwerfstopp für Supermärkte und eine Entkriminalisierung des Containerns. Als Petentinnen ist es unser Anliegen den Missstand der Lebensmittelverschwendung in die Herbstministerkonferenzen hineinzutragen. Zuletzt versuchten wir für den 2. Mai, der vom WWF symbolisch als Tag der Lebensmittelverschwendung gesetzt wurde, einen Termin mit den zuständigen Ministern zu erwirken. Im Zuge dessen wurde uns vom Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft zugesichert in Zusammenarbeit mit dem Justizministerium an Maßnahmen zu arbeiten. In Anbetracht der globalen Lebensmittelversorgung und der Auswirkung von Ressourcenverschwendung auf den Klimawandel feststellen: Es dauert zu lange!

Hier findet ihr unsere offenen Brief an die Ministerien vom 3. Juli 2022:

Sehr geehrter Herr Özdemir, sehr geehrter Herr Buschmann,

in Form eines offenen Briefes möchten wir erneut für eine persönliche Übergabe unserer Petition „Containern ist kein Verbrechen! Wir brauchen eine Gesetzesänderung!“[1]  anfragen. Darin fordern wir die Entkriminalisierung des Containerns und einen Wegwerfstopp für Supermärkten. Wir sind mehr als 180.000 Menschen, die mit ihrer Unterschrift der Petition gezeigt haben, dass diese Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung gesellschaftlich dringend erwünscht sind. Allein über 80% der Bürger:innen sprechen sich für die Legalisierung des Containerns aus[2].  In diesem Sinne möchten wir Ihnen unsere Petition als ein gesellschaftliches Anliegen bei den Herbstministerkonferenzen übergeben.

Wie uns das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft in der Antwort auf unsere letzte Anfrage mitgeteilt hat, arbeiten Sie mit Hochdruck an einem Gesetz zur Vermeidung von Lebensmittelmüll. Weiterhin müssen wir beklagen, dass dieses weder auf den Weg gebracht wurde, noch eine Umsetzung von Maßnahmen in Sicht ist. Ein Aufschub ist nicht länger akzeptabel – die Prognosen des Weltklimarates machen uns Angst vor der Zukunft, die globale Lebensmittelversorgung treibt uns die Schamesröte ins Gesicht. Herr Özdemir, Herr Buschmann, zeigen sie endlich Initiative! Wir fordern einen Wegwerfstopp für Supermärkte, sowie die Entkriminalisierung des Containerns. Insbesondere Letzteres sehen wir als einen Schritt, der zwar besonderes Fingerspitzengefühl bei der gesetzlichen Ausarbeitung bedarf, danach jedoch schnell umzusetzen ist. In Anbetracht der jetzigen Situation ist das Ansinnen, Menschen für die Entnahme von Lebensmitteln aus dem Müll bestrafen zu wollen, einfach nur absurd.

Das Anliegen, diesen Missständen ein Ende zu bereiten, möchten wir Ihnen für die jeweilige Herbstminister:innenkonferenz auf den Weg geben. Dazu bitten wir um die Möglichkeit einer persönlichen Übergabe der Petition an Sie, Herr Özdemir zum Auftakt der Agrarminister:innenkonferenz am 14. September. Ebenso laden wir Sie, Herr Buschmann, dazu ein, unsere Petition anlässlich der Justizminister:innenkonferenz am 10. November persönlich entgegenzunehmen. Informieren Sie uns gerne über eine für Sie mögliche Uhrzeit zu Beginn der jeweiligen Konferenz. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit einräumen.

Mit freundlichen Grüßen,

Caro & Franzi


[1] https://weact.campact.de/petitions/containern-ist-kein-verbrechen-1

[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1126022/umfrage/legalisierung-von-containern-in-deutschland/